LIBERALE FRAUEN zu Besuch in der Roda-Schule
Herzogenrath."Miteinander Leben Lernen", so lautet das Leitbild der Roda-Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen soweit wie möglich zur Selbständigkeit und zu sozialer Integration zu führen.
Auf Einladung der Liberalen Frauen im Kreisverband Aachen, konnten sich die Teilnehmer vor Ort über die speziellen Fördermöglichkeiten an der Ganztagsschule informieren.
Andrea Pfeiffer, stellvertretende Schulleiterin, berichtete in ihrem einleitenden Vortrag u.a. über die besonderen Lernmethoden, wie z.B. Freiarbeit als Form des Offenen Unterrichts, die selbstgesteuertes Lernen ermöglicht. Für etwa 170 Schülerinnen und Schülern stehen über 60 Personen aus verschiedensten Berufsgruppen, von Sonderpädagogen, Krankenschwestern, Schulsozialarbeiter bis Bundesfreiwillige für Unterricht, Betreuung und Pflege zur Verfügung.
Es gibt keinen Notendruck, man ist sehr frei in der Gestaltung des Unterrichts und der individuellen Förderung, auch Lehrmaterialien werden von den Lehrkräften selbst entwickelt. Es gibt keine klassischen Schulklassen, sondern Stufen, von der Vorstufe über die Unterstufe, Mittelstufe, Oberstufe bis zur Berufspraxisstufe. Letztere vermittelt praktische Fähigkeiten, die einen Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen soll. Die Schüler beenden ihre Schulzeit mit 18 Jahren und werden teilweise auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt. In der Regel erhalten die Schulabgänger eine Arbeitsstelle bei dem Caritasverband in der Städteregion oder bei der Lebenshilfe im Stadtgebiet Aachen. Glücklicherweise stellen vereinzelt auch Betriebe auf dem ersten Arbeitsmarkt Menschen mit Behinderung oder Einschränkung ein, allerdings oft auch mit Unterstützung durch die Wohlfahrtverbände.
Nach dem einleitenden Gespräch wurde die Besuchergruppe durch das Schulgebäude geführt. Neben den Klassenräumen, die mit speziellen Lernmaterialien ausgestattet sind, durfte die Gruppe einen Blick in die Backstube, die Wäscherei und den sogenannten Snoezelraum werfen, der zur Entspannung dient. Viele Tätigkeiten, die für uns selbstverständlich sind, stellen diese Schüler vor eine große Herausforderung, wie etwa das Eindecken des Frühstücktisches. In der hauseigenen Bäckerei erklärte Andrea Pfeiffer die Lernmethoden an folgendem Beispiel: Ein Schüler muss vor dem Frühstück für jede Schülergruppe die Anzahl der benötigten Brötchen aus verschieden Sorten ermitteln, in der Backstube bestellen und in der Klasse den Schülern zuordnen.
Es gibt noch immer kontroverse Diskussionen zum Thema schulische Inklusion. Können Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Bereich der geistigen Entwicklung an Regelschulen inklusiv beschult werden? Die Liberalen Frauen im Kreisverband Aachen bezweifeln das. Denn viele Regelschulen verfügen noch nicht über die notwendigen personellen und räumlichen Ressourcen um allen Kindern die gleichwertige Teilhabe zu ermöglichen. Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung und Selbstverwirklichung auch wenn es auf Grund einer Behinderung oder wegen einer Lern- oder Entwicklungsstörung besondere Unterstützung benötigt. Daher ist es wichtig, die Wahlfreiheit zwischen Regel- und Förderschulen in der Städteregion zu erhalten. Die Schließung von Förderschulen dient nicht dem Wohl unserer Kinder. An der Roda-Schule ist die Zahl der Schüler in den letzten Jahren sogar gestiegen und man beklagt dort mittlerweile Platznot. Die zentrale Lage der Schule und die Anbindung zum ÖPNV erweist sich als Standortvorteil und so nimmt man die räumliche Enge billigend in Kauf.
Wer sich selber ein Bild von der Roda-Schule machen möchte, hat dazu die Möglichkeit am 9. Dezember 2018 beim Tag der offenen Tür. (StS)