Kreishandwerkerschaft

Städteregion Aachen. Frauen und Handwerk – passt das? Sind Handwerksbetriebe bereit, Mädchen auszubilden? Und: Wollen junge Frauen eigentlich einen Handwerksberuf erlernen? Darüber diskutierten die Liberalen Frauen Kreisverband Aachen-Land jetzt mit dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Aachen, Ludwig Voß.

„Absolute Unkenntnis über Handwerksberufe“ herrsche bei Mädchen, ist Dagmar Göbbels überzeugt. Und es gebe Vorurteile wie „Die nehmen doch gar keine Mädchen“, oder es mangele an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, wie Äußerungen wie „Jungs können das Technische besser“ zeigten. Göbbels, Kreisvorsitzende der Liberalen Frauen, weiß, wovon sie spricht, hat sie doch 40 Jahre an einem Berufskolleg gearbeitet. Sie ist überzeugt, dass das Handwerk davon profitieren würde, gingen die Betriebe stärker als bisher auf Mädchen zu.

Frauen zugast bei der KreishandwerkerschaftDie Bereitschaft, junge Frauen auszubilden, habe in den letzten Jahren durchaus zugenommen, betonte Ludwig Voß. Er räumte allerdings ein, dass es immer noch Betriebe gebe, die nur junge Männer ausbildeten und beschäftigten. Aber das würden immer weniger. Ob da wohl der drohende Fachkräftemangel eine Rolle spielt? „Möglich“, meint Voß. Vielleicht liege es aber auch daran, dass es mittlerweile auch in klassischen Männerberufen vereinzelt Meisterinnen gebe und Frauen, die erfolgreich den eigenen Betrieb führten. Das gelte etwa für die Berufe Fliesenleger, Zimmerer, Elektriker oder Dachdecker. „Es sind immer noch deutlich weniger als in gestaltenden Handwerksberufen – bei den Buchbindern sind 80 Prozent der Beschäftigten Frauen und weit über 60 Prozent der Meister weiblich.“ Aber jedes Jahr entscheiden sich laut Voß mehr junge Frauen für eine Ausbildung im Handwerk. „Große Kfz-Betriebe etwa bilden gerne Mädchen aus und setzen sie in der Kundenberatung ein.“

Gute Mitarbeiter wichtig

Grundsätzlich, unterstrich Voß, gelte auch im Handwerk: „Auf gute Mitarbeiter verzichtet keiner gerne.“ Und so stellten sich Handwerksbetriebe darauf ein, dass ihre Beschäftigten – Männer wie Frauen – Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollen. „Große Betriebe können das natürlich besser als kleine“, sagte er. In kleineren Firmen müsse man dafür mehr darauf achten, ein Team zu haben, das funktioniert.

Am Ende der lebhaften Diskussion waren sich die liberalen Frauen und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft einig: Frauen und Handwerk – das passt. Sie müssen aber noch besser zueinander finden.

von Jutta Geese
Aachener Zeitung, 18.05.2016

Frauen zugast bei der Kreishandwerkerschaft