(Aachener Zeitung vom 18.12.2015 | Bericht und Gruppenfoto: Jacqueline Winkler | Foto Samira Patzer-Ismallova: Stefan Steins)
Eschweiler. Im Haus Kambach wurde es politisch. Der Landesverband NRW der Liberalen Frauen hatte dort ihre Mitgliederversammlung mit Vorstandsneuwahlen.
Nach einer kurzen Begrüßung der Vorsitzenden Petra Müller, ergriff zunächst Dr. Werner Pfeil das Wort und lobte die Vorsitzende für die engagierte Arbeit der Liberalen Frauen. Er sagte auch, dass die Frauen auf einem guten Weg in der Städteregion und im Land NRW sind.
Petra Müller betonte am Anfang ihres Berichts, dass sie sich auf diese Mitgliederversammlung immer besonders freue, denn es sei „fast wie ein Familientreffen. Ein Zeichen guter und harmonischer Zusammenarbeit. Schwestern im Geiste ist da mein Stichwort“. Im vergangenen dreiviertel Jahr hatten die Frauen viel zutun, denn viele Veranstaltungen standen auf der Tagesordnung. Darunter waren zum Beispiel: Die Besichtigung des Internationalen Begegnungszentrums Friedenshaus in Bielefeld und Themenabende. Petra Müller selbst war in Moskau, um dort die Camoc zu besuchen und einen Vortrag im Bereich Stadtentwicklung und Migration zu halten. Des Weiteren besuchten die Frauen die Aachener Synagoge und informierten Interessenten beim Neumitgliederkongress.
Ein wichtiger Termin für die Liberalen Frauen war die Wahl der neuen Bundesvorsitzenden in Hannover. Mit den zahlreichen Veranstaltungen zeigt sich, wie aktiv die Bezirke und der Landesverband sind. Ein wichtiges Anliegen sei die EU-weite Einführung der Frauenquote. „Die Quote ist ein großer Schritt für die Gleichberechtigung von Frauen in der Praxis gewesen“, sagte Müller. Auch wenn sie kein Freund von staatlichen Regelungen sei, stehe dieses Thema auf der Agenda, da bis jetzt noch nicht viel passiert und diese Aufgabe noch nicht zu Ende gebracht sei. Zudem kündigte sie an, dass in ihrem Heimatbezirk Aachen schon einige Veranstaltungen geplant seien, die im Zusammenhang mit zwei wichtigen Schwerpunkten der Frauen stünden. Zunächst wollen sie die englische Privatschule besuchen, denn eines der politischen Schwerpunkte ist die Bildung. Außerdem haben sie bei ihrer Weihnachtsfeier einen Vortrag mit dem Schwerpunkt Armut. Dabei wollen sie sich insbesondere auf die Altersarmut konzentrieren. Die liberalen Frauen bearbeiten die Themen: Mittelstand und Wirtschaft, sowie Soziales und Frauenpolitik.
Ein heikleres Thema sprach die Vorsitzende zuletzt an. Die Frauen diskutierten heftig darüber, ob die anhaltende Flüchtlingsdebatte andere Themen zu sehr verdrängt. Sie wollten „eine verantwortliche, humanitäre und geordnete Flüchtlingspolitik“, so Petra Müller. Außerdem machte sie deutlich, dass man Konzepte und Antworten zu Inklusion, Migration und der Stadtentwicklung benötigt, damit man weiter mit den Flüchtlingsströmen arbeiten und umgehen kann.
Armut und Lohngerechtigkeit
Aber auch der Terror in Paris ist natürlich ein Thema. Die Liberalen wollen sich künftig für eine bessere Aufstellung der Sicherheitsbehörden – personell und materiell – bemühen, sowie wollen sie die Massenspeicherung aller Telekommunikationsdaten verhindern.
Altersarmut, Lohngerechtigkeit, Familie und Beruf und die ökologische Nachhaltigkeit nannte Petra Müller als wichtige und zukünftige Themen, mit denen sich die Liberalen Frauen breit positionieren könnten und somit auch in der Gesellschaft wahrgenommen würden. „Wir Liberale haben eine wichtige Botschaft für unser Land und deshalb werden wir auch erfolgreich sein“, mit diesen Worten beendete die Vorsitzende ihre Rede.
Nachdem der Bericht der Schatzmeisterin beendet war, konnte der Vorstand entlastet werden und die Vorstandsneuwahlen konnten beginnen. Als Landesvorsitzende wurde wieder Petra Müller gewählt, ihre gleichberechtigten Stellvertreterinnen sind Heike Schaumann und Helga Daub. Schatzmeisterin wurde Marianne Schröder, Schriftführerin Petra Prigge und als Beisitzerinnen wurden gewählt: Doris Weßels, Dagmar Göbbels, Martina Hannen und Annette Wittmütz. Zwischen dem Wahlgang hielt Samira Patzer-Ismallova einen Vortrag über: „Flüchtlinge. Frauen im Spannungsfeld zwischen Islam und der westlichen Welt-Transformation“.
Vorzeigefrau aus Aserbaidschan
Samira Patzer-Ismallova ist in Aserbaidschan geboren und in vielen europäischen Gremien tätig. Sie sagte, dass wir in einer Welt der Veränderungen und Globalisierung leben und dass das unseren Alltag prägt. Auch die Frau im Islam ist in diesem Zusammenhang ein viel diskutiertes Thema. Als westlich orientiertes Land sorgte die Regierung Aserbaidschans dafür, dass Frauen ihre Schleier ablegen.
Diese Gleichberechtigung macht sich auch im Mitspracherecht der Frauen bemerkbar. So hatte die Regierung noch vor den USA oder den Niederlanden die Wahlberechtigung für die Frauen eingeführt. Dennoch sagte Samira Patzer-Ismallova, dass die Frau und ihre Stellung in der Gesellschaft ein ewiges Thema bleibe. Auch sie sprach das Thema Flüchtlinge an. So sei es beispielsweise notwendig, dass man den Männern bewusst mache, dass Frauen in Deutschland Freiheiten hätten.
Es war ein Thema, das auch im anschließenden geselligen Teil noch in Gesprächen unter den Liberalen Frauen nachhallte.